Mittwoch, 7. März 2012

Ist Google TV von hochwertigem Content abhängig?

Mit dem Versuch, Web und TV zu verschmelzen und Fernsehen zu zeigen, kam Google auf dem wichtigen US-Markt nicht voran. Die großen Sender und Studios geben bislang ihre Serien, Shows und Filme nicht dafür her, blocken dadurch recht erfolgreich die Ambitionen. Die Dominanz des Internetkonzerns im Onlinewerbemarkt schreckt auch die Fernsehmacher. Ihre ureigenste Einnahmequelle, die TV-Werbung, wollen sie ungern mit Google teilen. Doch die rüsten weiter auf. Das letzte Update, das sogenannte Google TV 2.0, läuft in Amerika erst seit ein paar Monaten. Schon ist von einer dritten Version die Rede.
Aber was bietet Google wirklich auf dem großen Bildschirm im Wohnzimmer? Bislang ist Google TV als eine weitere Plattform für Smart-TV angelegt, ähnlich wie das mittlerweile nahezu alle TV-Gerätehersteller bieten. Man kann sich Google TV aber einfach auch als eine Art App-Store, wie man das bisher für Smartphones kennt, für den Fernseher vorstellen. Das Portal lässt sich über die Fernbedienung ansteuern. Die Software legt sich über das Programm und öffnet eine Menüleiste mit Apps - von Youtube über Wetterdienste bis Karaoke.
Über das Suchfenster soll man nach Links, Filmen, Serien, Clips suchen können. Doch dahinter steckt natürlich mehr: Denn eigentlich will Google sein Betriebssystem Android und seinen Browser Chrome auch als Betriebssystem in der neuen Fernsehwelt installieren.
Einige TV Sender-Manager haben mittlerweile gesehen, wie Google TV auf dem deutschen Markt aussehen könnte: Seit ein paar Wochen tourt Christian Witt als Strategic Partner Development Manager für Google TV durchs Land und demonstriert, was die neue Box angeblich kann, wenn man sie zwischen Receiver und Fernseher schaltet.
Mit Witt hat Google eine Lücke geschlossen: Ein Manager, der in der deutschen TV-Branche Erfahrung hat, fehlte dort lange. Zuletzt war Witt bei der RTL-Produktionstochter CBC für Plattformmanagement und Programmverbreitung zuständig. Nun soll er die Senderverantwortlichen und Produktionsgesellschaften überzeugen.
Mittlerweile zeige sich Google beinahe kooperativ, ist zu hören. Allerdings ist den meisten Programmanbietern noch immer nicht klar, warum sie sich bei Google TV einbringen sollten. Was der Schweizer Internet-Dienst Zattoo geschafft hat, liegt für Google TV in weiter Ferne. Über Zattoo strahlen in Deutschland mittlerweile mehr als 50 Sender ihr Programm aus. Die Plattform finanziert sich vor allem über Werbung. Abgerechnet wird mit den Sendern auf unterschiedliche Weise: über Abgaben und über Lizenzgebühren. Für 2012 werde Zattoo erstmals schwarze Zahlen auf Gruppenebene bilanzieren, sagt Jörg Meyer, Vizechef des Unternehmens.
Google TV ist sich bis heute noch mit keinem wichtigen Sender einig. "Der große Wurf dürfte Google im Lizenz- und Rechtegeschäft mit Fernsehinhalten weiter schwer fallen", sagt Conrad Albert, Vorstandsmitglied bei Pro Sieben Sat 1. Albert ist für Distribution und Medienpolitik im TV-Konzern aus München zuständig: "Google TV wird nur so gut, wie es der Content ist, der dahinter steckt", sagt er. Dass der Web-Konzern diesen vielleicht in Teilen auch selbst produzieren könnte, halten Experten zwar grundsätzlich für möglich, aber eher für unrealistisch.
Wie viele Wettbewerber (auch über einen Start von Apple mit TV-Geräten und -Diensten wird spekuliert) will auch Google die Startseite für das Fernsehen der Zukunft liefern. In einem ersten Schritt will man alles, was an Abruffernsehen und Video-on-Demand-Plattformen bekannt ist, integrieren.

(Quelle: sueddeutsche.de)

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